Vita

Hermann Ruf (1882 -1970)

Hermann Ruf wurde am 16. 3. 1882 in Pforzheim in der Klingstraße geboren. Trotz der finanziell schwierigen Verhältnisse konnte er sich nach der Lehrzeit zum Stahlgraveur an der Goldschmiedeschule Pforzheim weiter ausbilden. Dort studierte er bei den Professoren Rücklin, Sauter und Riesterer Zeichnen, Malen und Schmuckentwurf. Für seine Kreationen erhielt er Stipendien und Preise. Er wagte dann in wirtschaftlich schwierigsten Zeiten seine Selbständigkeit als Schmuckdesigner mit einer eigenen Schmuckwarenfabrik nahe dem alten Schlachthof in der Blücherstraße. Mit seiner Familie wohnte er in der Gellertstraße (Südstadt) bis zum Tag der Zerstörung der Stadt 1945.

Beim Fliegerangriff am 23. Februar 1945 erstickte seine Frau Anna im Feuersturm jenes Abends im Keller des einstürzenden Hauses. Zur gleichen Stunde wurde seine Schmuckwarenfabrik von Bomben total zerstört und auch sein Atelier am Schloßberg mit hunderten von Gemälden brannte aus. Er wollte zu seiner Familie nach Hause, kam aber in dem Inferno nicht mehr durch und versuchte, sich zum Enzufer zu retten. In der Hand trug er ein noch feuchtes Ölbild mit einem Motiv der Altstadt, als ihn beinahe ein glühender Brocken getroffen hätte. Instinktiv hielt er das Bild zu seinem Schutz über sich und der Brocken durchschlug die Leinwand, ohne ihn selbst zu treffen. Dieses Bild ist als Dokument des Grauens erhalten geblieben und in der Ausstellung hervorgehoben, auf seiner Original-Staffelei platziert. Seine Enkel Hartmut Radel und Kornel Mierau haben es der Stadt Pforzheim schon vor Jahren als Leihgabe überreicht.

Seit jener Stunde des verheerenden Angriffs hat sich Hermann Ruf ganz auf seine Malerei konzentriert und sich mit 63 Jahren eine neue Existenz geschaffen. In den folgenden 25 Jahren, in denen er zunächst in Eutingen evakuiert war und später in der Pflügerstraße wohnte, wo er auch sein Atelier hatte, entstanden weit über 400 Ölgemälde, darunter Motive von Pforzheim, aus dem Schwarzwald und dem Kraichgau. Ganz besonders beliebt waren seine Blumenbilder. 1948-50 besuchte er zwei, seiner drei Kinder, die in die USA ausgewandert waren und bei New York lebten. Aus der Zeit entstand eine eigenständige Werkgruppe der New Yorker Wolkenkratzer­-Silhouette in auffallend graublau-dunstigen Farbtönen.
Seine Bilder fanden in Sonderausstellungen (z.B. durch den Kunstverein im Reuchlinhaus Pforzheim) und in ständigen Galerien (z.B. Badische Kunsthalle Karlsruhe) immer wieder viel Aufmerksamkeit. Aus Anlass des 100. Geburtstages fand 1982 eine große Hermann-Ruf­-Ausstellung in Ausstellungsräumen in der Hohenzollernstraße statt. Laut Angaben des Kulturamtes wurden dort rund 150 Werke, aus städtischem Besitz und privaten Leihgaben aus Europa und den USA gezeigt.
Im Bestand der Stadt Pforzheim befinden ich heute neben dem schon erwähnten „Mahnmal“ des Bildes mit dem Loch noch eine Reihe weiterer Gemälde von Hermann Ruf – Ansichten von Pforzheim und Umgebung mit künstlerischem und hohem historischen Wert.

Die Pforzheimer erlebten ihn im Stadtbild als den Mann mit Rucksack, Bild und Staffelei – bis zu seinem Tod mit 88 Jahren.