2016

Gedächtnisausstellung

Ein Kunstwerk mit besonderer Geschichte
Bilder Hermann Rufs zur Zerstörung Pforzheims
werden in der Galerie ausgestellt

Auf den ersten Blick ist es eine düstere Szene aus der Altstadt. Ein Bild mit einem Brandloch. Eines, das ein achtloser Zeitgenosse vielleicht weggeworfen hätte. Zum Glück nicht: Die Enkel Harmut Radel und Kornel Mierau haben den Wert dieses Zeitdokuments erkannt, das jetzt aus Anlass des 71. Jahrestages der Zerstörung Pforzheims den Mittelpunkt einer kleinen Retrospektive über das künstlerische Wirken von Hermann Ruf in der Pforzheim Galerie bildet.

Zu dem Bild kann die Kuratorin, Kunsthistorikerin Regina M. Fischer, eine Anekdote erzählen, die wahr sein könnte: Hermann Ruf, der 1882 in der Pforzheimer Klingstraße auf die Welt kam, bis 1970 lebte und in der Stadt mit seiner auf den Rücken geschnallten Staffelei ein bekannter Anblick war, hatte auch an jenem Schicksalstag, am 23. Februar 1945, wie jeden Tag in seinem Atelier in der Nordstadt gemalt, als der Fliegeralarm ertönte. Mit dem noch feuchten Ölbild unter dem Arm versuchte er, zu seinem Wohnhaus in der Gellertstraße zu gelangen. Das war ihm nicht mehr möglich, er flüchtete an der Enz entlang nach Eutingen – das Bild diente als Schutzschild vor einem glühenden Brocken. Seine Frau Anna starb an jenem Abend, seine Schmuckfirma war danach nur noch Schutt und Asche, viele seiner Werke zerstört.

„Wir wollen eine neue Sichtweise auf den Gedenktag bringen., nennt die stellvertretende Kulturamtsleiterin Angelika Müller-Tischer den Grund für die kleine Ausstellung, die am heutigen Samstag in der „Jungen Galerie“ eröffnet wird und außer dieser Szene noch einige andere der Zerstörung zeigt, die einen mehr gefangen nehmen, als es jedes Foto könnte, weil die Emotionen spürbar werden, die der von Herman Ruf gehaltene Pinsel auf die Leinwand übertragen hat. Der Naturliebhaber Hermann Ruf, der Stahlgraveur lernte, an der Goldschmiedeschule Malen, Zeichnen, Schmuckentwurf studierte und in der Blücherstraße nach dem Ersten Weltkrieg besagte Schmuckfabrik gründete, widmete sich nach dem Tag, der ihm alles nahm, nur noch der Malerei. Bei einem zweijährigen Aufenthalt in den 1950er Jahren in New York entstanden lichte, leichte Bilder – ebenfalls in der Ausstellung zu sehen.

Wichtig ist auch das Rahmenprogramm, das wertvolle Ergänzungen liefert: am Mittwoch, 2. März, referiert Kunsthistorikerin Regina M. Fischer über „Zerstört am 23. Februar 1945“, die auch bei der Eröffnung am heutigen Samstag ab 15:30 Uhr in die Ausstellung einführt und dazu einen besonderen Gast begrüßen wird: Hartmut Radel, Enkel des Künstlers, wird Erinnerungen vortragen.