Stiller Wanderer mit sehendem Auge
Kunstmaler Hermann Ruf im gesegneten Alter von 87 Jahren gestorben
Ein stiller Wanderer mit sehendem Auge ist der Pforzheimer Kunstmaler Hermann Ruf gewesen, der gestern im gesegneten Alter von 87 Jahren gestorben ist. Sein schon in frühester Jugend ersehntes Malerleben hat damit seine Erfüllung gefunden. Erst im „gesetzten“ Alter hat sich Hermann Ruf der Malerei mit voller Schaffenskraft zugewendet. Obwohl seine Liebe zu Farbe und Zeichenstift in die Kindheit zurückreichte, musste der hochgeschätzte Mitbürger zuerst einen Umweg über den Beruf eines Stahlgraveurs und eines Juwelenzeichners einschlagen, da sich die wirtschaftliche Situation seiner Familie keinen Maler „leisten“ konnte. In den Fächern Zeichnen und Malen hat Hermann Ruf schon als junger Mensch Preise der Gewerbeschule und der Kunstgewerbeschule erhalten. Der Zeichenstift war auch sein Begleiter, als der Künstler im Ersten Weltkrieg als Zugführer an die Ost-und Westfront kam. Der Großangnff auf Pforzheim am 23. Februar 1945 hat Hermann Ruf alles genommen. Seine Frau kam in den Trümmern ums Leben, sein Atelier am Schloßberg mit den dort lagernden Bildern wurde vernichtet. Als Evakuierter lebte der Maler drei Jahre in Eutingen.
Auf die Dauer konnte Hermann Ruf durch diese Schicksalsschläge nicht entmutigt werden. Unermüdlich zog es ihn wieder hinaus in die Natur, deren Schönheiten sein Auge immer aufs Neue fesselte. Der Ruhestein im Schwarzwald, der Wildsee, das Seebachtal, aber auch Bilder von Tirol, dem Bodenseegebiet, von Italien und den Vereinigten Staaten von Nordamerika, in denen er nach dem Zweiten Weltkrieg eine Zeitlang lebte, seien als Beispiele seines künstlerischen Schaffens genannt.
Hermann Rufs Bilder sind weit über Pforzheim hinausgedrungen. Sie haben Amerika und Afrika erreicht.
Je älter der Maler wurde, desto reicher ist seine Palette geworden. Vom Dunkel seiner früheren Jahre hat Hermann Ruf zunehmend ins Helle gestrebt. Größerer Mut zur Farbe hat seinen Bildern ihre wohltuende harmonische Ruhe nicht nehmen können. So wurden Qualität und Reife die Attribute eines kultivierten Naturalismus, dem Wärme und, ,,Stimmung“ eigen waren. Abseits des lärmenden Alltags stellte Hermann Ruf seine Staffelei auf. Dort konnte er eine reiche Ernte einbringen. Dass sich der Maler keiner modernen Richtung angeschlossen hat, kam der inneren Harmonie seines Schaffens zugute. Ausstellungen im Reuchlinhaus und im Kunstraum an der Bahnhofstraße haben das Werk des Malers einer breiten Öffentlichkeit nahegebracht. Bis ins hohe Alter konnte sich der verstorbene Mitbürger Schaffenskraft und Rüstigkeit bewahren.
h.b.
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