1982

Austellung zum 100. Geburtstag

,,Hermann Ruf war ein Maler unserer Heimat“
Ausstellung zum 100. Geburtstag im Rahmen der Heimattage im „Provisorium“

Hermann Ruf, der Pforzheimer Maler, von ei­nem Kunstkritiker einst der „Hermann Löns des Schwarzwaldes“ genannt, wäre in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden. Er ist jedoch in seiner Heimatstadt keineswegs vergessen, das bewies die große Besucherzahl bei der Ausstel­lungseröffnung, die das Städtische Kulturamt Pforzheim zur Auftaktveranstaltung der gegen­wärtig stattfindenden Heimattage Baden-Würt­temberg bestimmt hatte.

Ausstellung 1982

Dass die Wahl auf Hermann Ruf fiel, dürfte dem Sinn und Zweck der Heimattage voll ent­sprechen, denn: ,.Hermann Ruf war ein Maler unserer Heimat“, sagte Dr. Alfred Hübner, der Leiter des Kulturamtes, in seiner Begrüßungs­ansprache. ,.Seine Bilder zeigen alles, was Pforz­heim und Umgebung liebenswert macht.“ Der Männergesangverein Blumenheck, dem der Ma­ler einst angehört hatte, umrahmte die Vernissa­ge mit einer dazu passenden Liederauswahl un­ter Leitung von Hans Rott.

Von den etwa 400 Bildern, die der Künstler Ruf seit 1945 bis zu seinem Tode 1970 geschaf­fen hat, sind rund 100 für die Ausstellung zu­sammengetragen worden. Hartmut Radel, ein Enkel des Künstlers, hatte diese nicht einfache Aufgabe übernommen. Er, der als Kind am Ent­stehen manches der Bilder beteiligt gewesen war, war deshalb auch besonders kompetent, dem Publikum Persönlichkeit und Anliegen des Malers Hermann Ruf nahezubringen.

Radel beschrieb den Großvater als einen Men­schen, dessen ausgeprägte Natursehnsucht ihm immer wieder die Themen seiner Bilder vorgab. Schon der Schüler Hermann Ruf hatte seine Liebe zur Malerei entdeckt, doch galt es zu­nächst für den Sohn einer zehnköpfigen Fami­lie, einen „ordentlichen“ Beruf zu erlernen. Ruf wurde Stahlgraveur, besuchte die Gewerbe- und später die Kunstgewerbeschule. Er lernte Zeich­nen, Malen und Schmuckentwerfen und war be­reits nach wenigen Jahren einer der gefragte­sten Juwelenzeichner, der für die bekanntesten Schmuckfirmen Pforzheims arbeitete und bei vielen Wettbewerben als Preisträger hervorging. Nach seiner gesunden Heimkehr aus dem Er­sten Weltkrieg begann Hermann Ruf eine eigene Schmuckfabrikation. Diese fiel mit allem, was der Fabrikant, Jäger und Maler Ruf besaß, der Bombennacht 1945 zum Opfer.

Der damals 63-jährige wurde nach diesem Er­lebnis – wie es Hartmut Radel ausdrückte – zum „Aussteiger“, das heißt, er hat sich nur noch der Malerei gewidmet. Er habe durch die Malerei ei­ne innere Harmonie angestrebt und zugleich ei­ne Philosophie in Bildern geschaffen, für sich und alle Menschen, die bewusst sehen . „Die Ein­heit von Mensch und Natur, die geheimnisvol­len Ordnungsprinzipien, die darin wirken, und das Zeugnis einer himmlischen Macht, die Her­mann Ruf in diesem Natur-Kosmos fand, sind Erkenntnisse, die vom Vater auf den Sohn über­gegangen und von ihm weiterentwickelt wur­den“, formulierte Hartmut Radel. Besonderen Wert habe der Großvater auf Stimmungen ge­legt. Um sie einzufangen, sei ihm keine Mühe zu groß gewesen. Gelegentlich habe sich die Fertig­stellung eines Bildes über Jahre hingezogen, et­wa weil das Vorfrühlingsmotiv nur für ganz kur­ze Zeit im Originallicht und zur Originaljahres­zeit „Modell stand“.

Hermann Ruf war für seine Malerei auch kein Weg zu weit und vielen Pforzheimern ist er noch mit seinem Rucksack und der Staffelei auf dem Rücken in Erinnerung. An Ort und Stelle ließen sich für ihn die behäbige Geborgenheit eines Schwarzwaldhofes, die Idylle einer Gasse in Pforzheim oder einem der umliegenden Dör­fer, das Spiel des Lichts an einem Herbsttag oder von morgendlichem Dunst verhangene Schwarzwaldtäler am präzisesten auf der Lein­wand festhalten.
Die Hermann-Ruf-Ausstellung ist bis zum 30. September in der städtischen Galerie „Proviso­rium“, Hohenzollernstraße 81, zu sehen. Sie sei all jenen empfohlen, die Freude an der Natur haben, die Pforzheim und der Umgebung ver­bunden sind und sich mit Hilfe der stimmungs­vollen Bilder teilweise längst verlorene Idyllen und heile Landschaften wieder vergegenwärti­gen wollen. Vielleicht weckt der Besuch der Ausstellung auch wieder die Erinnerung an den Maler mit dem Rucksack und der Staffelei wie bei jenem Malerkollegen und Mitwanderer von Ruf, der vor manchem Bild verweilte und ver­schmitzt meinte: .,Ja, das ist echt Hermann.“

(tr) Pforzheimer Kurier, Nr. 202, 3.9.1982